POOL - BILLARD VOM SPIEL ZUM SPORTEntwicklung und Geschichte des ÖPBV Die Vorgeschichte
Die Chronik eines Sportverbandes setzt für gewöhnlich mit der Gründung ein: der Österreichische Pool-Billardverband (ÖPBV) wurde am 30.12.1995 gegründet. Die Vorgeschichte des ÖPBV als einstige Sektion des Österreichischen Amateur-Billardverbandes (ÖABV), später Billardsportverband Österreich (BSVÖ) ist jedoch ebenfalls Teil dieser Geschichte und ist daher auch in dieser Chronik festgehalten. In der Zeit vor der Verbandsgründung, wurde der Pool-Sport im Rahmen einer „Sektion“ des ÖABV bzw. BSVÖ ausgeübt und organisiert. Schon in dieser Phase erfolgte eine sehr wichtige und wesentliche Strukturierung des Pool-Sportes in Österreich.
Diese Zeit war auch durch den jahrelangen Kampf um die Anerkennung durch die Bundessportorganisation geprägt, der schließlich durch die Zuerkennung des Status als eigener Sportverband zu einem guten Ende gebracht werden konnte. Diese offizielle Verankerung im österreichischen Sportgeschehen wurde durch einen Vertrag zwischen dem BSVÖ und dem ÖPBV dokumentiert, der am 12.9.1996 unter der Schirmherrschaft der Bundessportorganisation unterzeichnet wurde.
Die PionierzeitDer Pool-Sport kam Ende der Siebziger Jahre über den Westen und Süden Österreichs ins Land. Der Osten war traditionell durch Carambol dominiert. Die organisierte Pool-Sportausübung begann fast zeitgleich in Salzburg, Kärnten und Vorarlberg. 1978 wurden der Kärntner und der Salzburger Billardverband gegründet. Die Salzburger waren es dann, die sich 1979 als erste dem Österreichischen Amateur-Billardverband anschlossen. Der Vorläufer des 1987 gegründeten Vorarlberger Billardverbandes (VBV) war der „Bodensee-Billardverband“.
Vereine gab es schon Mitte der Siebzigerjahre, wo es zu den ersten Klubgründungen kam: 1975 in Kärnten der BC Eberndorf/Völkermarkt und der PBC Klagenfurt-Meran sowie in Vorarlberg der CAP Hörbranz. 1976 wurden in Salzburg der UBC Taxenbach und der 1. BV St Johann/Pongau gegründet.
Im Mai 1981 gründeten die Landesverbände von Salzburg und Kärnten die Sektion Pool-Billard innerhalb des ÖABV. Die internationale Anerkennung begann 1979: der Kärntner Billardverband wurde als Vertreter Österreichs in die European Pocket Billiard Federation (EPBF) aufgenommen und im April 1980 nahmen erstmals Österreicher an den Europameisterschaften in Alsdorf/Aachen (BRD) teil.
Die Erweiterung nach Osten1984 wurden in diese ÖABV-Sektion Pool-Billard weitere Vereine als außerordentliche Mitglieder aufgenommen: Der PBC Linz aus Oberösterreich, der CAP Hörbranz aus Vorarlberg und Safari BC Innsbruck aus Tirol. Die Aufnahme der Landesbände erfolgte danach kontinuierlich: 1986 der TBV, 1987 der VBV und der oberösterreichische Billardverband, sowie 1989 der steirische Billardsportverband.
In Wien hatte der Pool-Sport großen Nachholbedarf. 1988 wurde hier von jungen Pool-Enthusiasten unter Anleitung eines Kärntners der 1. PBC Union Wien gegründet. Dies war die Initialzündung für weitere Vereinsgründungen in der Bundeshauptstadt. In Niederösterreich wurde 1989 der Wiener Neustädter Billardclub ins Leben gerufen. Für die Saison 1989/90 schlossen sich die Wiener Clubs und der niederösterreichische Verein zur provisorischen „Spielgemeinschaft Ost“ zusammen, um gemeinsam Mannschaftsmeisterschaften und Ranglisteturniere spielen zu können. 1990 wurden dann in Wien und Niederösterreich Landesverbände bzw. Sektionen der Billardsportverbände gegründet und die Wege im Spielbetrieb trennten sich daher wieder.
Wichtige Organisationsstrukturen wurden geschaffenFür den Sportbetrieb wurde in diesen Anfangsjahren beachtliche Aufbauarbeit geleistet und Strukturen geschaffen, die die Entwicklung des organisierten Poolsportes enorm gefördert und positiv beeinflusst haben. Neben österreichischen Einzelmeisterschaften in allen Altersklassen gab es von Beginn an Mannschaftsmeisterschaften in allen Bundesländern und 1987 startete die Bundesliga mit 8 Teams. Im gleichen Jahr wurde die österreichische Rangliste geschaffen und gleichzeitig ein bundesweit einheitliches Lizenzwesen eingeführt. 1989 wurde der Austrian Grand Prix-Circuit gestartet, mit jährlich zumindest sechs Turnieren der besten österreichischen Pool-Spieler und Teilnehmerfeldern von oft mehr als 200(!) Spielern.
Ein weiter Weg zur AnerkennungVon 1979 bis 1992 war die Finanzausstattung der stark expandierenden Sektion Pool-Billard äußerst bescheiden. Die Sektion hatte nur sehr geringe statutarische Rechte und erhielt anfangs nur einen Förderung von 10.000 Schilling pro Jahr. Diese erhöhte sich im Laufe der Jahre bis auf 50.000 Schilling, war aber viel zu wenig und der laufende Sportbetrieb musste weit überwiegend aus eigenen Mitteln (Lizenzgebühren, Nenngelder etc.) finanziert werden. Für die Pool-Europameisterschaften in Velden 1992 wurde erstmals um Unterstützung bei der BSO angesucht. Dr. Winkler, der damals neue Präsident des BSVÖ, wollte den Billardsport neu organisieren und plante einen Billardverband mit gleichberechtigten Sektionen der verschiedenen Billardsparten. Damit scheiterte er aber und demissionierte bald danach. In der Folge gelang es aber, die BSO dafür zu gewinnen, dass sie Pool (über alle statutarischen Schranken des BSVÖ hinweg) als förderungswürdig anerkannte und erlaubte eigenständig um Fördermittel anzusuchen. Die Versuche der BSO, den BSVÖ zu dazu zu bewegen dies auch in seinen Statuten festzuschreiben, schlugen jedoch fehl. Das führte 1995 zu einer weiteren Verhärtung der Situation zwischen Carambol und Pool: der BSVÖ schloss die Pool-Sektion aus! Nun war die Gründung eines eigenständigen Pool-Verbandes, dem heutigen ÖPBV, logische Folge und wurde rasch vollzogen (Bescheid der Vereinsbehörde vom 3.11.1995, konstituierende Sitzung am 30.12.1995). Die Hoffnung, Pool-Billard könne nach dieser Trennung vom BSVÖ als weiterer Billard-Sportverband von der BSO anerkannt werden, erfüllte sich aber nicht, da die BSO von ihrem Prinzip „pro Sport nur ein Verband“ nicht abgehen wollte. Auch die von Seiten Pool-Billards initiierten Versuche durch die Gründung eines „Bundes österreichischer Billardverbände“ ein tragfähiges Modell für den gesamten Billardsport zu schaffen, blieben ohne Erfolg. Die BSO beschloss daraufhin dem gesamten Billardsport die Fördermittel zu streichen. Nach fast einem ganzen Jahr ohne Fördermittel für Carambol und Pool wurden 1996 auf Initiative des ÖPBV die Verhandlungen wieder aufgenommen. Schließlich kam man überein, das weitere Zusammenwirken durch einen „Syndikatsvertrag“ unter BSO-Schirmherrschaft zu regeln. Dieser Vertrag hielt sowohl die Vertretungsberechtigung des BSVÖ für den Billardsport in der BSO fest, als auch die getrennte Ausrechnung der Fördermittel für beide Partnerverbände. Damit war für die nächsten Jahre ein tragfähiger Modus gefunden, der beiden Billardsportverbänden Finanzförderung ihrer Größe und ihren sportlichen Leistungen entsprechend garantierte.
Gemeinsam in die Bundessportorganisation: die ÖBUDie nächste Initiative, eine gemeinsame Vertretung des Billardsports in der Bundessportorganisation zu schaffen, ging 2005 von der damaligen Führungsebene des BSVÖ aus. Einer der Gründe dafür war das Erstarken des ÖSBV (Snooker), der vehement sein Recht auf Anerkennung einforderte. Nach zahlreichen Verhandlungen wurde schließlich das gemeinsame Modell, die Österreichische Billardunion (ÖBU) realisiert. Für den BSVÖ, der sich mit Recht das frühe Gründungsdatum und den frühen Eingang des Billardsports in die Bundessportorganisation anrechnen darf, bedurfte dies (vor allem die Preisgabe des alleinigen Vertretungsrechts) zweifellos einen internen Kraftaktes, der aber im Interesse des gesamten Billardsports gewonnen wurde. Nachdem die Vereinsbehörde am 19.9.2007 die Einladung zur Aufnahme der Vereinstätigkeit erteilt hatte, nahm die ÖBU am 10.10.2007 mit der konstituierenden Delegiertenversammlung ihre Tätigkeit auf. Die Rollen sind für die drei Spartenfachverbände (BSVÖ / ÖPBV / ÖSBV ) gerecht verteilt: jeder ist in seinem spezifischen Bereich völlig eigenständig; die Fördermittel aus der Bundessportförderung werden für jeden Fachverband separat errechnet; die Gleichberechtigung ist in den ÖBU-Statuten festgeschrieben. Die ÖBU ist zunächst „Zweckbündnis“ mit dem Interessensmittelpunkt BSO-Mitgliedschaft. Aber sie hat große Chancen, gemeinsam die positive Rolle des Billardsports in der Öffentlichkeit zu festigen und darüber hinaus zu verbessern.
Die großen sportlichen ErfolgeDen österreichischen Pool-Billard Sportlern gelang es sehr bald, internationale Erfolge zu verzeichnen. So weist die Broschüre zum 25-jährigen Bestandsjubiläum der European Pocket Billiard Federation in ihrem Medaillenspiegel Österreich als in ihrer Geschichte drittbeste Nation aus (unter insgesamt 24 Nationen). Unsere Sportler mit internationaler Spitzenklasse waren bzw. sind:
- Werner Duregger
- Andreas Rindler
- Martin Kempter
- Maximilian Lechner
- Jürgen Jenisy
- Sandra Baumgartner
Zur absoluten Weltklasse zählten bzw. sind zu zählen:
- Gerda Hofstätter
- Jasmin Ouschan
- Albin Ouschan
- Mario He
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Der Präsident des Carambol-Verbandes ÖABV, KR Werner Reisinger, bei der Ansprache anlässlich der Aufnahme der Sparte Pool-Billard im Jahr 1981. Im Hintergrund Ernst Heyer, Geschäftsführer der Pool-Sektion und Chefverhandler.
In über 10 Jahre dauernden Verhandlungen erreichten Präsident Dr. Heinz-Werner Eckhardt (links) und Sportwart Kurt Schaus die sportliche Anerkennung von Pool-Billard. Sie stellte die Weichen für die Gründung der ÖBU, wodurch letztlich für eine gerechte finanzielle Förderung von Pool-Billard gesorgt war.
Der 1. Europameister Österreichs, Werner Duregger. Der Tiroler schaffte diesen historischen Erfolg 1992 in Velden/Wörthersee.
Den 1. Weltmeistertitel bei den Damen errang die Kärntnerin Gerda Hofstätter 1995 in Taiwan
Jasmin Ouschan ist bis 2018 die erfolgreichste Pool-Billard Sportlerin Österreichs. Die Kärntnerin holte 2010 ihren ersten Weltmeistertitel in der Disziplin 10-Ball. Hinzu kommen 24 Europameistertitel und 2005 die Goldmedaille bei den World Games in Duisburg.
Albin Ouschan - Bruder von Jasmin Ouschan - wurde im Jahre 2016 erstmals 9-Ball Weltmeister bei den Herren. Mit diesem Titel ebnete sich der Kärntner den Weg in die Europaauswahl für den Mosconi Cup 2016, und wurde MVP beim überlegenen Sieg gegen die USA.
Ebenso zur Weltspitze (2012-2018) gehört der Vorarlberger Mario He. Er gewann 2012 den Europameistertitel im 8-Ball. 2016 kam der erste Euro Tour Titel in Zypern und 2017 der Zweite an der Heim Euro Tour in St. Johann/Pg. hinzu. 2017 gewann Mario He mit Albin Ouschan den World Cup of Pool. |